40 – Alltag? – Ankommen

Alltag. Theoretisch. Praktisch nicht ganz.
Gestern aus dem zweiten Krankenhausaufenthalt sprich der zweiten Cortisontherapie entlassen worden, bin ich nun völlig planlos und unsicher, wie es jetzt in der nächsten Stunde, am nächsten Tag weiter geht.
Ich glaube, es war maßgeblich für mein Wohlbefinden, dass ich noch einen Tag zur Beobachtung im Klinikum verbracht habe, dass ich von dort aus auch bis zu meinem regulären Neurologentermin krankgeschrieben worden bin und mich nicht darum auch noch hätte zeitnah kümmern müssen und auch, dass mir die Medikation des Ausschleichens der Therapie wie in Damp damals für eine weitere Woche des Überlebens bereits mitgegeben worden ist. Und sei es nur der psychische Aspekt, ich fühle mich jedenfalls besser betreut als beim ersten Mal. Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich diesmal wusste, worauf ich achten musste – also sowohl bei den Formalitäten als auch bei meinem eigene Befinden und dem, was auf mich zugekommen war und vielleicht wieder zukommen wird.
Gestern abend ging es mir – schlecht wäre falsch, aber zumindest nicht gut. Ich fühlte mich völlig aufgebläht, musste dauernd zur Toilette, war irgendwie matschig auf den Beinen und hatte durchaus auch die eine oder andere Sinnesirritation à la eingebildetes Radio im Hintergrund, einen am Haus parkenden Krankenwagen mit Sirene oder sich leicht drehende Umgebung. Damit hatte ich gerechnet, und es war lange nicht so schlimm wie beim ersten Mal – aber dennoch hatte ich unglaubliche Schwierigkeiten einzuschlafen. Und tatsächlich fehlte mir das höhenverstellbare Fußteil des Krankenhausbettes, in dem ich so prima habe liegen können. Nachdem ich letztendlich doch auch in meinem eigenen Bett eingeschlafen war, musste ich zwar viermal in der Nacht raus auf die Toilette, aber konnte danach auch immer gleich wieder ein- und weiterschlafen.
Den Wecker und dass mein Freund sich heute früh fertig gemacht hat und zu seiner Schulung seiner neuen Arbeit losgefahren ist, habe ich sogar überhaupt nicht mitbekommen.
Mich stellte heute also ein ganzer Tag voller Nichtstun auf die Probe. Zunächst musste ich rausfinden, wie fit ich war – und generell wie es mir ging. Abends hatte ich auch noch leichte Halsschmerzen bekommen, weil ich immer so ausdauernd gegähnt habe – die zogen sich leider auch durch die Nacht und waren auch heute früh noch da. Ansonsten hatte ich aber anscheinend ausgeschlafen und konnte ausprobieren, was passierte, als ich aufstand.
Ich fühlte mich immer noch sehr aufgedunsen, was sich aber schon ein wenig änderte, als ich geduscht und Zähne geputzt hatte und mir wieder ein wenig menschlicher vorkam. Mir war unglaublich warm, so dass ich den halben Tag nur in Unterwäsche und T-Shirt durch die Wohnung stratzte, was bei drohender Blasenentzündung nicht sonderlich schlau war, aber bislang auch keine Konsequenzen hatte. Außerdem nahm ich mir sehr viel Zeit, meine Beine ordentlich einzucremen, die von dem Aquajogging, insbesondere der zweimal zwei Tage hintereinander, ordentliche Scheuerstellen von den Schaumstoffpolstern erhalten hatten, die in Kombination mit Epilieren zu hässlicher Quaddelbildung und Juckreiz geführt hatten. Aus Interesse probierte ich das Wii Fit Balance Board mal aus, was ich noch vor dem Krankenhaus geschickt bekommen aber noch nicht angeschlossen hatte. Nachdem sich aber tatsächlich die Balance- und Yogaübungen als völlig ungeeignet erwiesen, zumindest zum jetzige Zeitpunkt, gab ich das auch schnell wieder auf.

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