Mein Schreibort…

Die „Aufgabe“, über der ich gestern abend beim Einschlafen gegrübelt habe, war die Überlegung, welcher Ort für mich am geeignetsten sei, um wirklich etwas zu Papier sprich zu Datei zu bekommen. Getreu dem Monstercountdown:

Freitag, 30.03. auf Samstag: Writer’s retreat

Na klar, ab Sonntag sind wir alle am See. Aber nehmen wir nur für einen Moment an, es wäre nicht so. An welchen Ort ziehst du dich zum Schreiben zurück? Was braucht ein Ort, damit er zu deinem persönlichen Writer’s retreat werden kann?

Ich schreibe meistens an meinem PC-„Arbeits-„Platz in meinem Arbeits-/Bastelzimmer zuhause (mit ebendiesem Ausblick aufs Meer aus dem Fenster, den ich gestern bezogen auf die weiße Landschaft gepostet habe). Im Herbst sah es übrigens so aus:

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Ab und an klemme ich mir mein Netbook unter den Arm und schreibe in einem Café oder bei Freunden – das aber eher selten.

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Nun hatte ich mir aber überlegt, ob das so ideal ist und/oder noch zu verbessern wäre. Sicherlich wäre es für die Produktivität von Vorteil, keinen Internetzugang zu haben. Meine Scrivenerprojekt- und zugehörige Materialdateien liegen in der Dropbox und sind somit durch beide Rechner nutzbar aber eben im Zweifelsfall auch vor Ort ohne Netz vorhanden. Andererseits würde dann natürlich so etwas wie die Teilnahme an NaNo-, Monster- oder sonstigen Wordsprints oder der Schreibnacht oder oder oder nicht möglich sein. Gleichzeitig wäre ich aber gefeit davor, „nur mal eben kurz“ bei Facebook oder in den Mailaccount zu sehen, von Recherche, die sich ja immer ewig hinzieht und unglaublich verästelt ganz zu schweigen.

Gut, das sind aber Sachen, die den Ort selbst nicht betreffen. Nun hingegen sieht jedoch mein Arbeitsplatz selbst derzeit so aus:

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Und das ist sicherlich nicht das, was ein Writer’s Retreat für mich aus macht. Vom leeren Teebecher mal abgesehen, muss es in erster Linie ordentlich und ablenkungsfrei sein. (Womit ich wieder bei ‚ablenkungsfrei‘, auch, was den Internetzugang betrifft, bin.)

Aber hey, erstens hab ich noch ein paar Stunden, um (nicht nur den Schreibtisch sondern auch das ganze Zimmer) etwas aufzuräumen und zweitens – was ist schon perfekt? O.o

Monster, mehr Monster und noch mehr Monster!

Aufgrund eines arbeitsreichen Tages komme ich erst jetzt dazu, den Countdown weiter fortzuführen. Das ist natürlich alles andere als erfreulich – wie soll es denn bloß im April werden? o.O

Nun gut. Heute also die Aufgabe

Mittwoch, 28.03. auf Donnerstag: Unter Monstern

Monster. Monster. Ich sehe überall nur Monster. (Nachts ist das eben so, da kommen die raus.)
Wer sind deine? Du darfst uns natürlich gern auch deine Motivationsmonster vorstellen, aber wer ist da noch? Dieser Umriss dort im Schatten. Und was war das gerade für eine Stimme? Versucht dir da jemand die Teilnahme am Camp auszureden? Und wo wir gerade dabei sind: Mit welchen Monstern müssen es eigentlich deine Protagonisten aufnehmen?

Meine #Motivationsmonster kennt Ihr bereits, vermute ich. Falls nicht, begrüßt Victor, Janosch und Rikatotokari von Monstermotivation! Die drei kommen jedenfalls absolut nicht nur zur Nacht heraus sondern hängen zu jedem möglichen und unmöglichen Zeitpunkt an meinem Rockzipfel, schauen mir über die Schulter und hüpfen auf meinem Schreibtisch auf und ab. Aber das sollen sie auch, das ist schließlich ihr Job.

Einen Umriss in den Schatten gibt es bei meinem „Projekt P“ für April nicht, auch keine Stimme. Nur ein Gefühl. Ich habe eine Geschichte, in der es um ungute Gefühle geht. Dieses gewisse Unbehagen, ohne dass man es konkretisieren kann. Und sicherlich ist es nachts stärker, wenn jedoch auch nicht nur dann. Ich in schon ganz heiß aufs MonsterAprilCamp, also wird mich kein Gefühl, keine Stimme und schon gar kein Monster daran hindern, diese Geschichte (weiter) zu schreiben!

Doch… ein Gedanke ist da. Wenn ich es schon nicht schaffe, den Countdown mit runterzuzählen, wie… (siehe oben)

Da mache ich doch gleich weiter mit

Donnerstag, 29.03. auf Freitag: Nachtwanderung

Heute Nacht trauen wir uns was. Rüste dich mit einer Taschenlampe aus und dann mutig voran. Richte sie auf einen Spot, der bisher im Dunkeln lag. Eine Figur, die noch keine Hintergrundgeschichte hat, ein Wendepunkt, dessen Ursache-Folge-Kette noch löchrig ist, ein Plot Bunny, das immer wieder vor dir auf den Feldweg springt. Bei so einer Nachtwanderung gibt es einiges zu entdecken.

Da es heute nacht… nun ja, etwas nasskaltbäh war, erfülle ich die Aufgabe tatsächlich nur im übertragenen Sinne.

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Plotlöcher? Das ist eher wie eine Spitzentischdecke. Es sind so viele, dass ohne sie das bisschen Plot, das da ist, nicht existieren könnte, oder so. Das macht mir abber weniger Sorgen, da ich eher beim Schreiben entdecke. ABER: Plotbunnies! Sooo viele! Überall! In allen möglichen Farben, FoRmen und GrÖßEn, die längst nicht in alle Plotlöcher reinpassen – und selbst wenn, wie sähe das denn aus?? Gut, ab auf die Jagd! Und dann jedem Plotbunny eine eigene Seite im Notizbuch, damit es wohlbehalten und -behütet wachsen und gedeihen und zu einem ausgewachsenen Romanthema werden kann!

Puh, und morgen, Ostersamstag (falls es diese Bezeichnung überhaupt gibt), fange ich an, das Dokument aufzubauen. Ein paar übertragene Plotstränge existieren ja schon, und den Aufbau samt Spannungsbogen werde ich bereits angelegt haben, bevor wir uns alle am Anreiset… äh in der Anreisenacht treffen! Ich freu mich auch schon so! ❤

Noch fünf Tage.

Die letzten paar Tage des März sind angebrochen, der Countdown zum Aprilcamp läuft. Hier also die nächsten Aufgaben. Diesmal für die Nächte, nicht die Tage 🙂

Dienstag, 27.03. auf Mittwoch: Get lost

Tauche ab. (Anmerkung von Motivationmonster Fonti: Nein, nein, nicht im Arbeitswasser.) Begib dich heute Nacht an einen Ort, der dich alles andere vergessen lässt. Wenn du schreibst, dann schreib eine langsame Szene, in die du richtig eintauchst. Wenn du liest, dann etwas, das dich richtig glücklich macht.

Ist natürlich schwierig, an einem Dienstag über etwas zu schreiben, was man erst nachts tun wird. Also hebe ich mir diesen Beitrag (WordPress sei Dank) im Entwurfsstadium für morgen auf .

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So. Nun aber. Leider habe ich weder Futter für Victor oder Janosch noch für Rikatotokari gehabt, aber für meine Seele und meine Geselligkeit. Das ist doch immerhin schon mal was.

Ich habe gestern abend von 19 bis 23 Uhr mit zwei lieben Freunden unsere zweiwöchentliche Fantasy-Brettspiel-Runde mit der Descend-Kampagne gespielt und wir hatten sehr viel Spaß dabei, zu zweit unseren Evil Overlord zu verprügeln bzw. uns von ihm verprügeln zu lassen. Würfel- und Kartenglück oder -unglück mal beiseite gelassen, schaffen wir es immer noch ab und an, uns gegenseitig mit strategischen Zügen zu überraschen und zu überfordern und obwohl der Dungeon zuerst (vier fünftel der Zeit?) in den Händen des Overlords zu sein schien, haben wir letztlich das Ruder noch rumreißen können und mit guter Ausbeute das Verlies der zweiten Ebene zu verlassen, um uns schließlich dem der dritten Ebene zu stellen.

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Es hat mir auf jeden Fall geholfen, mich mal für ein paar Stunden vom Krankheitsalltag ablenken zu lassen und die Akkus wieder aufzutanken.

Und hey, dabei fällt mir ein, dass ich ja auf der Fahrt hin und zurück (insgesamt 70 Minuten, hat sich also gelohnt) Hörbuch (David Baldacci – Am Limit) gehört habe! Also hat zumindest Rika was zu futtern bekommen *gleich mal auf monstermotivation und Lovelybooks nachtragen geht*

22. & 23.03. – eine Woche noch!

Waaah! Da hatte ich gestern gerade mal etwas zu viel um die Ohren. Blöd. Naja, dann packe ich halt heute meinen Koffer UND rede über meine Navigation bei der Reise.

Countdown zum #MonsterAprilCamp – Woche 1

Do, 22.03.: Ich packe meinen Koffer …

Packlisten sind immer gut, ganz besonders dann, wenn man in die Wildnis aufbricht. Oder zu einem Schreibcamp am See. Welche fünf Dinge müssen unbedingt mit? Was brauchst Du, um Dich durch den April zu schreiben?

Schwierige Frage.

Ich gehe mal davon aus, dass nicht nach der Idee zum Buch/Projekt/Skript/etc. gefragt ist, oder? Denn die hab ich. Aber gut, das ist ja eher der Grund, weshalb ich mich auf ins Camp mache, also gut, dann mal meine Packliste:

  1. genug Milch- und Cappu-Vorräte. Zur Not tut es auch ChaiTee oder Kakao.
  2. mein Notizbuch – sowohl zum Nachlesen bereits gemachter als auch zum Notieren neuer Ideen und Zusammenhänge
  3. mein Netbook. Hoffentlich gibt es im Zeltlager Strom…
  4. eine dicke flauschige Decke. Wenn man beim Schreiben die ganze Zeit still sitzt, wird es schnell frostig. Und beim Sterne betrachten sowieso.
  5. last but not least meine Motivationsmonster. Rikatotokari ist eh dabei, weil ich sicher nicht nur schreibe sondern auch lese – schließlich habe ich eine Challenge zu erfüllen – und ob Victor oder Janosch mich begleiten, habe ich immer noch nicht endgültig entschieden. Vielleicht werfe ich mein geplantes „Projekt P“, was Victor begleitet hätte, noch mal über den Haufen und schreibe doch eher etwas zum plappernden Dschinn, an dem dann eher Janosch seine Freude hätte.

Fr, 23.03.: Navigation

Hast Du eine Karte oder bist Du der Typ, der seine Umgebung lieber durch Streifzüge erkundet? Ob Planner oder Pantser, in beiden Fällen ist es nicht verkehrt, zumindest grob das Ziel zu kennen – und wenn nicht Ziel, dann zumindest den zentralen Konflikt. Wenn Du Deine Idee noch für Dich behalten willst, ist das völlig okay. Aber schreib Dir selbst einen Pitch. Drei Sätze, die Lust auf Deine Geschichte machen und die Dir Dein Monster vorlesen kann, sollte Deine Motivation einmal ins Wanken geraten.

Nach den obigen Ausführungen habe ich offensichtlich zwei Karten und kann mich noch nicht entscheiden, welcher ich folge. Allerdings sind beide nur ganz grobe Übersichtskarten in einem großen Maßstab. Die Details muss ich vor Ort und spontan erkunden. Oder, um im NaNo-Slang zu bleiben, ich bin definitiv ein Pantser.

Einen Pitch schreiben – logisch. Sollte ich tun. Oder in diesem Fall sogar zwei. Verdammt. Naja, den jeweils zentralen Konflikt kenne ich (immerhin). Aber das tatsächliche Autorenhandwerk bin ich für dieses Camp noch nicht angegangen sprich ich habe bislang kaum Vorbereitungen getroffen. :-/

21.03. – noch 11 Tage

Countdown zum #MonsterAprilCamp – Woche 1

Die heutige Frage des Tages zum CampCountdown lautet:

Mi, 21.03.: Camper Info – Wie sieht Dein Steckbrief aus?

hauptsächlich so:

Camper Info

Mag: Lagerfeuer, Sternenhimmel (auch wenn ich meistens Panik bekomme ob meiner bewussten Winzigkeit in diesem Universum, wenn ich hoch sehe), schreiben, lesen und eine Kombination aus allem!
Mag nicht:
Regen, der das Papier durchnässt verhindert, dass man draußen am Lagerfeuer sitzen und die Sterne betrachten kann. Im Zelt hingegen ist das Geräusch schon sehr gemütlich ❤
Dein Name beim Camp NaNoWriMo:
Nebu
Dein Projekt beim Camp NaNoWriMo:
Projekt P
Dein Ziel für April:
35.000 Wörter

Und nachdem Du es nun schon aufgeschrieben hast, mach es offiziell! Unter campnanowrimo.org/spread-the-word findest Du die Header und Profilbilder für das diesjährige Camp NaNoWriMo.
Nee, könnt Ihr sagen, was Ihr wollt – ich finde das Design dieses Jahr echt nicht schön.

Countdown zum Monsteraprilcamp

Es geht los!

Es geht ans Vorfreuen (und jetzt schon Bammel haben) ins Monstercamp – allerdings erst im April, aber ein bisschen Countdown muss sein. Also los zum

Countdown zum #MonsterAprilCamp – Woche 1

Ich weiß noch nicht mal, ob sich Victor oder doch eher Janosch auf kugelrunde Bäuche freuen dürfen – mein Projekt jedenfalls steht schon.

Die Aufgabe zum 20.03.: Get outside

„Ob die Temperaturen wollen oder nicht, heute ist Frühlingsanfang. Wir zerren ihn aus dem Schrank, stellen ihn auf den Tisch, packen ihn in unseren Rucksack und nehmen ihn mit nach draußen. Wir schreiben ihn in unsere Geschichten. Mach heute etwas, das Deine Frühlingsgefühle weckt. Wann hast Du dem Wetter das letzte Mal getrotzt?“

Tatsächlich habe ich am Samstag dem Wetter in einem Autounfall (hier Video vom NDR) getrotzt. Also nicht direkt, aber als Anwesender/Durchfahrender, nicht als Beteiligter. Es muss gerade ein paar Minuten her gewesen sein und glücklicherweise haben sowohl mein Vorder- als auch mein Hintermann den Umständen entsprechende Vorsicht walten lassen, sodass wir trotz spontanem Auftauchen der Unfallstelle noch gut haben reagieren können. Polizei und Rettungswagen kamen mir dann ein paar km südlich gerade entgegen.

Es war wirklich krass. Skurril (die Stimmung in dem Moment, Sichtweite = 0 m) und schlimm (der Unfall) und wunderschön (die Landschaft, als der „Schneesturm“ (ich nenne es ortsübliche Schneeverwehungen mit dem Unterschied, dass der Schnee sehr sehr trocken war und sich deshalb wie Sand verhalten hat) vorbei war).
In der Situation ist es mir als Beteiligte aber zum Glück nicht Betroffene wie Ewigkeiten vorgekommen, wie es sich alles abgespielt hat. Faszinierend, wie viel Zeit plötzlich doch noch zum Nachdenken bleibt oder andersrum wie schnell das Gehirn plötzlich arbeitet.

Zur Aufgabenstellung jedoch habe ich sie tatsächlich heute nicht erfüllt. Hier ist strahlender Sonnenschein bei leicht frostigen Temperaturen, aber da ich krank bin, bleibe ich derzeit lieber drinnen wenn möglich. Immerhin war ich gestern beim Pferd. Ebenso schönes Wetter, aber eben auch genau so kalt.

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(Blick aus meinem Arbeitszimmer Samstag vormittag)

Herzschlag 19

In dem Moment im Keller in diesem fremden Haus erwachte es in ihm. Es schien immer in ihm gewesen zu sein, immer da, nur schlafend. Groß, dunkel, unglaublich furchteinflößend. Es kreischte fast in ihm. Henry konnte nicht einschätzen, ob es wütend war oder euphorisch, leidenschaftlich und enthusiastisch; er spürte nur seine Kraft. Und die Kraft, die es auf ihn übertrug. Sie waren zu zweit, und weit und breit niemand, der ihr zu Hilfe eilen würde…
Es schien ihn anzufeuern, ihm zusätzliche Stärke zu verleihen, so dass seine Schläge immer härter auf sie nieder prasselten. Je kräftiger er zuschlug, desto mehr schrie Maye auf. Jeden Schrei nahm er als willkommene Aufforderung, ihr noch mehr weh zu tun. Auch als sie schon ein blutunterlaufenes Auge hatte, rote und blaue Striemen an den Oberarmen, eine aufgeplatzte Lippe und Kratzer im Gesicht, ließ Henry noch nicht von ihr ab. Das Monster nährte sich von seinem Ausbruch, von ihrem Blut und ihrem Leid. Der Schmerz, den Maye empfinden musste, schien es weiter erstarken zu lassen. Die Muskeln unter seiner dunklen Haut schwollen an und erzitterten, als ahmte es jeden Schlag Henrys nach, als betreibe es Schattenboxen gegen einen viel zu leichten und vor allem viel zu kleinen Gegner.
Um Henry herum schien es nur noch Farben zu geben – rot, dunkles blau, schwarz, wieder rot. Er war in einem Rausch, konnte weder oben von unten noch links von rechts unterscheiden, sondern sah in seiner Trance nur sein Opfer in einer Art Tunnel vor sich kauern. Maye hatte die Beine schützend angezogen, die Arme um Knie und Oberkörper geschlungen und den Kopf auf die Brust geneigt, um den Schlägen zu entgehen. Sie schrie schon längst nicht mehr, schien ihre Energiereserven zu schonen und sich aufs Ausharren zu konzentrieren. Nach weiteren Schlägen, die den jungen Körper erbeben ließen, hielt Henry inne und betrachtete Maye. Seine Maye, sein Kunstwerk. Er spürte, wie das Wesen sich schwerfällig und ruhig, vollkommen in dem Wissen gehalten, dass keine Eile von Nöten war, erhob und sich auf sie zu bewegte. Kurz hatte er den Eindruck, als sei er sein Ziel, aber es wandte sich ab und kroch direkt auf Maye zu, die mittlerweile nicht mehr kauerte sondern gekrümmt auf dem Boden lag. Das dunkle Wesen streckte ein Glied nach ihr aus, eines der Tentakel, von denen es so viele besaß. Mit quälender Langsamkeit ertastete es Mayes Silhouette, den Körper, der geschunden auf dem Boden lag, und vermittelte Henry ein Gefühl der Zufriedenheit und … der Verbundenheit. Henry lies sich an der nahe liegenden Wand hinab gleiten, so dass er schließlich mit dem Rücken an die Wand angelehnt auf dem Fußboden saß, die Beine von sich gestreckt. Es schien ihm, als habe er erfolgreich einen Marathonlauf bestritten. Er war außer Atem, dankbar dafür, sitzen zu können, kraftlos und erschöpft. Aus dem Augenwinkel betrachtete er die Monstrosität, die Ausgeburt der Hölle, die er beherbergt hatte. Er war von ihr abgestoßen, selbst wenn sie ein Teil von ihm war. Und erst recht, OBWOHL sie ein Teil von ihm war, dachte er. Das große schwarz schattierte Ding begann, Maye mit seinem Tentakel etwas aufzurichten. Auch wenn Henry hätte schwören können, dass das Wesen seine purpurn schillernden Augen immer noch geschlossen hielt, erschien es ihm, als blickte es direkt in ihre Seele. Über irgendeiner Verbindung, die auf mehr als magische Weise zwischen ihnen zu bestehen schien, konnte auch Henry einen Blick erhaschen. Sein Geist war mit dem Entdeckten völlig überfordert und so konnte er es nicht zuordnen.
Allerdings löste dieses Erblicken des Innersten einer menschlichen Seele und deren Verletzungen, die frisch und tief waren, in der Konsequenz etwa in Henry aus, was ihn dazu veranlasste, sich die Mühe zu machen, wieder aufzustehen, seine am Boden liegende Jacke aufzuheben, sie Maye um die Schultern zu legen und den schmalen leichten Körper aufzuheben und an sich zu drücken. Er konnte noch keine Emotionen empfinden, keine Wut oder Trauer über das, was er ihr angetan hatte, dennoch schirmte er Maye von dem dunklen Wesen ab und trug sie in eine etwas entlegenere Kellerecke, in der er im Zwielicht eine alte Matratze oder ein altes Bett vor fand, was vor sicherlich 20 Jahren das letzte Mal benutzt worden war und jetzt teilweise auseinander gebaut staubig sein Dasein fristete. Dort legte er Maye nieder und begann, ihr das Blut aus dem Gesicht zu wischen und ihre Blutergüsse mit seinen Händen zu kühlen. Maye war völlig apathisch, ließ sich anfassen, zeigte aber ansonsten keine Reaktion auf Henrys Bemühungen. Völlig still und reglos ließ sie alles über sich geschehen. Während Henry sich über ihren kleinen Körper beugte, spürte er, wie ihn das dunkle Wesen vom anderen Ende des Raumes mit seinen violetten Augen beobachtete.

Herzschlag 18

Sie waren etwas zu früh in der Bar eingetroffen und sahen sich in den Räumen um. Bei der Cream-Bar handelte sich um eine etwas größere Location, so dass sie trotz des üblicherweise sehr beliebten Freitag abends noch die Auswahl hatten, an welchen Tisch sie sich setzen wollten.
Maye hatte sich für eine Bluejeans und eine weiße Bluse entschieden, die sie älter aussehen ließ als sie war. Zwar hatte sie vor einiger Zeit ihren achtzehnten Geburtstag gefeiert und durfte somit offiziell alkoholische Getränke bestellen, aber ihrer Meinung nach schadete es auch nichts, zumindest noch ein klein wenig älter zu wirken. Der Zeitpunkt, zu dem sie im Gegenteil versuchen würde, wieder jünger auszusehen als zu sein, würde noch früh genug kommen.
Nachdem sie sich für einen Tisch am Fenster entschieden hatten, bestellte Henry ein Bier für sich und einen Cocktail für Maye. Dann betrachtete er die Straße, auf der die Pfützen das Licht der an den umstehenden Häusern angebrachten Leuchtreklamen spiegelten und in die stetig Regentropfen fielen. Er hatte dieses nasse Wetter so satt und sehnte sich den Sommer oder zumindest den Frühling oder den Winter mit seinen eisigen Temperaturen aber dem weniger nassen Frost herbei. Flüchtig warf er einen Blick auf Maye, die trotz des Regenschirms wegen des starken Windes nass geworden war, und strich ihr grinsend eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Schade, dass Du eine Jacke mitgenommen hast – ich kann mir Dich in dieser weißen Bluse bei Regen großartig vorstellen!“, sagte er, ohne seine Stimme sonderlich abzusenken. Maye konterte mit einem koketten Lächeln und der Ankündigung, dass sie auf dem Rückweg eventuell die Jacke etwas geöffnet lassen werde, wenn er ihr dafür verspräche, sie ausreichend zu wärmen. Dabei ließ sie ihre Hand vielversprechend über Henrys Oberschenkel gleiten, zog sie dann aber zurück, als Sven und Micha die Bar betraten und zeitgleich das Bier und der Cocktail serviert wurden.
Die drei Männer unterhielten sich über ihre Arbeit, von der sie alle drei jeweils nicht begeistert zu sein schienen, während Mayes Gedanken langsam abschweiften, da sie selbst nichts zu dem Gespräch beizutragen hatte. Ihr stand noch mindestens ein Jahr in der Schule bevor, bevor sie ihr Abitur machen konnte. Sie war keine sonderlich schlechte Schülerin, allerdings tat sie zu wenig für die Schule und das Lernen fiel ihr schwer. Wenn sie im Unterricht anwesend war und aufpasste, konnte sie ihm einigermaßen folgen, aber sobald sie nachlässig wurde, schaffte sie es wenn überhaupt nur unter großer Mühe, das Versäumte nachzuholen. Maye war sich absolut sicher, dass ein Studium für sie nicht in Frage käme, wenn sie die Schule abgeschlossen hätte, da ihr das eigenverantwortliche Erarbeiten von Sachverhalten nicht lag. Sie konnte sich eher vorstellen, eine Ausbildung zu absolvieren, bei der man keine Bürotätigkeit verrichten müsste und sich darüber hinaus möglichst auch nicht sonderlich schmutzig machte. Konkretere Wünsche hatte sie nicht, aber es sollten später auch Reisen zu ihrem Beruf gehören oder die Arbeit mit Tieren, wenn auch auf keinen Fall mit kranken Tieren.
Als das Gespräch sich der Freizeitbeschäftigung zuwandte, begann sie, sich interessiert an Henrys Schulter gelehnt zu beteiligen. Zu aktuellen Kinofilmen oder einer angesagten Band hatte sie eine Meinung und konnte mitreden. Die Männer interessierte es vermutlich weniger, welcher Schauspieler welche Kleidung wann in welchem Film getragen hatte und ob er darin gut oder miserabel aussah, aber auch Action- und Kampfszenen wurden zerpflückt, analysiert und kommentiert, bis Micha sogar plötzlich von seinem Stuhl aufsprang, einen Sprung zu einem doppelten Salto andeutete und dann zumindest eine Flugrolle zwischen den Kneipentischen absolvierte. Aufgrund des dazugehörigen Aufschreis wandten sich ihnen viele Köpfe zu, einige der Leute an den direkten Nachbartischen johlten und applaudierten, es wurde gelacht, Micha verbeugte sich kurz grinsend und setzte sich dann wieder. Bestellung um Bestellung wurde aufgegeben, ein Bier nach dem anderen geleert und Henry spendierte Maye noch zwei weitere Cocktails, bis sie irgendwann dankend ablehnte. Maye genoss das Gefühl des Beschwipstseins, hasste es aber, richtig betrunken zu sein und sogar die Kontrolle zu verlieren oder einfach einzuschlafen. Das war ihr nur einmal passiert und seitdem passte sie auf, dass sie die für sich selbst gesetzte Grenze nicht mehr überschritt.
Micha verabschiedete sich als Erster, aber nicht allzu lange Zeit später brachen Sven, Henry und Maye auch auf. Sven fragte, ob sie sich ein Taxi zurück teilen wollten, aber Henry lehnte ab und meinte, er wolle mit Maye die kurze Strecke zurück lieber spazieren gehen. So kurz war der Weg bis zu Mayes Wohnung zwar nicht und Henry selbst wohnte sogar noch etwas weiter außerhalb, aber die Aussicht auf eine nasse weiße Bluse schien ihn die Unbequemlichkeit anscheinend gern in Kauf nehmen zu lassen.
Tatsächlich hatte der Regen weiter nachgelassen, so dass es jetzt nur noch nieselte, und Henry nahm ihre Hand und sie schlenderten durch die nassen Straßen, auf denen sich das Nachtleben abspielte. Überall gab es blinkende und flackernde Neonreklame für die ganzen Kneipen, Bars und Diskotheken, die sich gegenseitig bei dem Zweck, zahlende Kundschaft anzulocken, zu übertrumpfen versuchten. Zwischendurch traf Henry noch einen Bekannten vor einer Disko, der zum Rauchen draußen stand, blieb kurz auf eine Zigarettenlänge stehen und unterhielt sich in der Zeit mit ihm, bevor dieser wieder in dem Gebäude verschwand. An den Typen, den er ihr als „Sugar” vorstellte, und das Gespräch selbst konnte Maye sich nicht kaum mehr erinnern; sie war mit den Gedanken bei den anderen Diskobesuchern und grübelte noch über ihren Wunsch nach, eventuell doch auch noch tanzen und nicht nach Haus zu gehen, als Henry sie unvermittelt hart packte und weiter schob. Erschrocken blickte sie ihn an.
„Hey, was is‘n los? Hast Du es plötzlich eilig?“
„Ja, Süße, ich hab’s eilig, mit Dir allein zu sein!“ antwortete er und sah sie mit einer Mischung aus Vorfreude und Ungeduld an. Irgendetwas lag in diesem Blick, was Maye bei Henry vorher noch nicht entdeckt hatte. Irgendetwas, was diesem Blick nicht nur Intensität sondern auch eine gewisse Härte verlieh. Unmittelbar zog sich etwas in ihr zusammen. Dieses Gefühl wiederum kannte sie – und teilte plötzlich seine Vorfreude.

Ein paar Straßen weiter drückte Henry sie plötzlich an eine Wand und küsste sie stürmisch. Nur zu gern ließ sie es geschehen und spürte seine Nähe, den Druck an ihrem Körper, an ihrem Becken, seine Erektion. Er roch nach Nikotin und schmeckte nach Bier, aber dennoch genoss sie seine Wildheit und seine Kraft, gab sich ihm hin und forderte ihn auf, die Dinge mit ihr zu tun, die sie beide gern taten und schon so oft miteinander getan hatten. Und obwohl es wirklich nicht das erste Mal war, dass er eine gewisse Dominanz zeigte, war es diesmal anders. Irgendetwas war anders, aber Maye verschob das Grübeln darüber auf einen späteren Zeitpunkt und ließ sich fallen. Wie sie in den Kellerraum gelangten, drang gar nicht mehr in ihr Bewusstsein.

Herzschlag 17

Henry spürte die Wärme ihres schlanken Körpers, die Hitze, die in ihr aufwallte, als Maye sich ihm entgegen wölbte. Sie hatte es genossen, wenn er sie fesselte oder zumindest festhielt. Manchmal verband er ihr nur die Augen, manchmal legte er auch ein Tuch um ihren Hals, ab und an knebelte er sie.
Sie weigerte sich nie, war nicht nur folgsam sondern oft auch aus ihr selbst heraus willig und bettelte darum, dass er sie so behandelte. Einmal durfte er sie filmen, wie sie geknebelt und gefesselt am Boden lag und er sie zärtlich mit einem Seidentuch drangsalierte. Er spielte mit ihr, zog manchmal das Tuch um ihren Hals etwas enger, bis sie lustvoll aufstöhnte, nur um es danach gleich wieder zu lockern und manchmal fast die Enttäuschung in Mayes Gesicht dabei ablesen zu können.
Er fügte ihr Schmerzen zu – in gegenseitigem Einverständnis und in einem vorher abgesteckten Rahmen. Einem Rahmen, dessen Bedingungen sie vorgeschlagen hatte. Die sie gemeinsam ausgetüftelt und festgelegt und im Laufe der Zeit in Ritualen festzementiert hatten.
Für ihn war das ein elementarer Teil seines Lebens. Seit er herausgefunden hatte, was ihm bis dahin fehlte, nämlich im sexuellen Bereich sowohl Gewalt auf körperlicher und psychischer Ebene anzuwenden als auch ertragen zu müssen, ging es ihm als Menschen wesentlich besser und er fühlte sich ausgeglichener. In seiner Jugendzeit war er diesbezüglich noch viel zu wenig ausgelastet gewesen. Sicherlich hatte er diverse Erfahrungen durch den Konsum von Pornofilmen gemacht, und diesen verdankte er auch, seine Neigung entdeckt zu haben, aber dennoch kostete es ihn einige Mühen und Überwindung, tatsächlich Erfahrung auf diesem Gebiet zu machen.
Als Henry damals anfing, mit Maye zusammen auf Entdeckungsreise zu gehen, wusste er nicht, wie einfach es sein konnte. Er hatte nur die Seite kennen gelernt, mit seinen Wünschen und seiner Vorliebe unverstanden und nicht akzeptiert zu sein. Auch die Zeit vor Jette, die Zeit, wo er selbst sich entdeckt, wo er festgestellt hatte, was ihn am meisten fasziniert, hatte er in diesem Zusammenhang nur noch verschwommen in Erinnerung. Woran er sich allerdings erinnerte, war, dass seine bevorzugte Art der körperlichen Nähe ihn eine Menge Geld kostete.
Henry hatte immer wieder einige Zeit in einschlägigen Etablissements verbracht, wo er Lust und selbst auch Schmerz gespürt und seine Leidenschaft entwickelt hatte. Es gab jemanden, die ihn lehrte, so zu fühlen und so fühlen zu wollen, indem sie sich ihm komplett unterwarf und mit Haut und Haar hingab. Sie hatte nicht selten Striemen auf ihrer alabasterfarbenen zarten schlanken Silhouette, als Henry ging.
Es war um so vieles einfacher, spezielle Vorlieben nicht im Rahmen einer normalen Beziehung auszuleben, sondern hier Liebe bzw. Sex zu erkaufen, so dass man sich auf eine Geschäftsbeziehung einigen und sich danach ohne Scham und schlechtes Gewissen wieder trennen konnte. Es war ihm bislang nie passiert, dass er sich mit einer bestimmten gekauften Frau regelmäßig um ihrer selbst willen hätte treffen wollen – den Reiz einer andauernden Beziehung hatte er erst bei Jette und in gesteigerter Form bei Maye kennen und lieben gelernt. Die Zeit mit Jette war geprägt durch gute Laune und eine gewisse Vertrautheit, die sich aber so gut wie gar nicht auf das Feld der Körperlichkeit erstreckte. Er hatte zwar nach einiger Zeit Sex mit ihr, aber er hatte sich ihr nicht offenbart, was er sich wünschte. Das lag nicht unbedingt daran, dass er sich das nicht getraut hätte, sondern ganz einfach daran, dass Jette nicht die Frau war, die für ihn in sein Bild einer solchen Beziehung passte. Mit ihr hätte er eine solche Art der Liebe nicht empfinden wollen. Für ihn war sie die Freundin Jette, aber die Erfüllung hatte er mit ihrer Schwester gefunden.